August Grunder-Kiefer wurde 1880 in St. Gallen in der Schweiz geboren, wo seine Eltern eine Sattlerwerkstatt betrieben. Nach seiner Grundausbildung besuchte Grunder eine Handelsschule, um eine Ausbildung zum Verkäufer zu absolvieren. Daraufhin reiste der junge, begeisterte Geschäftsmann nach Südfrankreich und wurde auf einem großen Anwesen gründlich in den Saatgutanbau eingeführt. An der Landwirtschaftsanstalt Köstritz in Deutschland erweiterte er seine Kenntnisse im Gemüseanbau, da Grunder erwartet wurde, sich seinem Onkel Stump in dessen Saatguthandelsunternehmen anzuschließen. August Grunder war auch ein begeisterter Fußballspieler und gewann 1903/04 als Kapitän des FC St. Gallen die Schweizer Meisterschaft. Dieser Club ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten, um ihm für seine langjährige Selbstlosigkeit als Präsident des Clubs zu danken. Die Freundschaften aus seiner Fußballzeit blieben bestehen, nachdem er als Vereinspräsident aufgehört hatte, und erwiesen sich als hilfreich für seine späteren kommerziellen Aktivitäten.
Durch seine Kenntnisse im Gemüseanbau lernte er 1909 Konrad von Meyenburg kennen, einen Agraringenieur aus Zürich, der gerade seine „Maschine zur Bodenlockerung“ patentieren ließ. Grunder war von dieser Erfindung, später Bodenfräse genannt, so begeistert, dass er im Januar 1911 die Gründung der Patentverwertungsgesellschaft Motorkultur AG in St. Gallen initiierte. Das Unternehmen hatte seinen Sitz in Binningen - Basel, Schweiz. In den folgenden Jahren unternahm die Motorkultur AG intensive Tests mit größeren und kleineren Bodenfräsen und beauftragte mehrere Unternehmen in Europa und Übersee mit deren Bau.
August Grunder konzentrierte sich auf die kleineren Bodenbearbeitungsmaschinen, da er davon überzeugt war, dass diese in kommerziell lukrativen Stückzahlen an Gärtnereien verkauft werden könnten. Er ließ in der Werkstatt der Motorkultur AG eine kleine, nur 90 kg schwere Versuchsmaschine aufbauen, die von einem 2 bis 3 PS starken Motor angetrieben wurde. Daraufhin erwarb er von der Motorkultur AG eine Lizenz zum Bau kleiner Bodenfräsen mit einer maximalen Leistung von 5 PS. Am 1. August 1917 folgte die Gründung der „A. Grunder & Co., Industriegesellschaft für Motor-Bodenfräsen“ in Basel, die die Werkstatt der Motorkultur AG in der Dornacherstrasse 160 mietete. Grunder erhielt die Lizenz, seine Bodenfräsen herzustellen und zu verkaufen in der Schweiz und in Großbritannien und seine Kolonien: Italien, Türkei, China und Japan. In den ersten Jahren wurden nur kleine Motorhacken mit Benzin- oder Elektromotor hergestellt. 1919 erwarb Grunder die Fabrikgebäude der aufgelösten Drechslerei „Zum Bärenloch“ im Margarethental in Binningen. Bereits 1920 gelang es ihm, mit 40 Mitarbeitern 150 Motorhacken zu bauen.
Diese "2 PS Bodenfräse mit Benzin-Motor" soll von einem angepassten MAG-Motor Type 1C9 angetrieben worden sein, mit 82 mm Bohrung und 94 mm Hub. Vergaser Pallas Typ SA 00. Die Fräse wurde auch mit 2 PS Elektromotor geliefert, siehe Andere elektrische Landmaschinen.
Siemens-Schuckert verkaufte diese Maschine in Deutschland.
Im Jahr 1919 vergab A. Grunder & Co. eine Unterlizenz an die Firma „La Précision SA“ in Genf (später SIMAR SA) zum Bau von Bodenfräsen.
Da es zu Problemen bei der Versorgung mit Motoren von MAG in Genf und von Moser in St-Aubin kam ließ Grunder, einen eigenen Motor für seine Motorhacken entwickeln und patentieren. Ein Herr Senn entwickelte dies Mitte der 1920er Jahre. Ab 1926 gingen die Grunder-Motoren in Serie und wurden ausschließlich in Grunder-Maschinen eingebaut. Es folgte ein neu konstruierter Motormäher mit seitlichem Mähbalken.
Die Grunder-Motoren wurden bis etwa 1957 mehrfach modifiziert und in verschiedenen Varianten hergestellt (Informationen von David Muster).
1926 gliederte Grunder sein Unternehmen in die „A. Grunder & Co. AG, Motoren- und Maschinenfabrik Binningen bei Basel“ ein. Das Geschäft lief sehr gut, da die angetriebenen Mähwerke und Kreiselfräsen/-pflüge sowie Seilspindeln in relativ großen Stückzahlen verkauft werden konnten. Ab Mitte der dreißiger Jahre entwickelte Grunder auch Vierrradtraktoren mit Chevrolet-Motor, natürlich auch mit Bodenfräsenanbau. Während des Zweiten Weltkriegs stellte Grunder Traktoren mit Motoren von Ford (mit Imbert-Holzgasanlage), Fiat, Opel, Peugeot und Renault her. Versuche mit einem Oerlikon-Villinger-Dieselmotor verliefen damals erfolglos.
Direkt nach dem Krieg wurden nur noch Einachsschlepper) hergestellt, Modell U3G mit 8 PS und Modell K mit 10 PS Zweitakt-Benzinmotor. Ab 1950 wurden die neuen Mähwerke Pionier, Julior, Minor und Elite eingeführt. Basierend auf der Bodenfräse wurde eine Schneefräse konstruiert, die als "Snow Pick" bezeichnet wurde. Gleichzeitig versuchte Grunder, wieder in das Geschäft mit Vierradtraktoren einzusteigen, aber nach drei Prototypen entschied man sich, eine Lizenz von Holder in Deutschland zu erhalten, um eine leicht angepasste Version seines Holder B10-Traktors zu bauen. Da rund um die Fabrik Häuser zerstört wurden und der Platz für die Herstellung dieser Traktoren nicht ausreichte, zog Grunder 1956 in die Gebäude einer früheren Spinnerei in Füllingsdorf.
August Grunder starb 1957. Im November 1958 kaufte Holder von Metzingen, Deutschland, sämtliche Aktien der Firma Grunder. Aufgrund sinkender Verkaufszahlen um 1960 entschieden sich die neuen Eigentümer, die Produktion in der Schweiz einzustellen. Die Firma Grunder wurde im März 1961 liquidiert und am 27. Oktober 1965 endgültig aufgelöst.
Quelle unter anderem: "Schweizer Traktorenbau" Band 2, Manuel Gemperle, Walter Hungerbühler und Hermann Wyss, pages 74-75.
Eine alte Bodenfräse von Grunder aus dem Jahr ca. 1920-1924, in der Grunder-Sammlung von David Muster, Schweiz. Der Motor stammt von Fabrique de Moteurs & Machines M.V. (Müller & Vogel), St. Aubin, Schweiz. Sehr ähnlich der Siemens 2 PS Bodenfräse und dem SIMAR Type 4.
Bilder aus dem Jahr 2015, gesendet von Charlie Moore.
Georg Jäggin hatte einige Motorhacken aus den Jahren 1922-1925 in seiner riesigen Sammlung, die Ähnlichkeit mit dieser Bodenfräse aufweisen, jedoch den eigenen Grunder-Zweitaktmotor haben.
Grunder Schorsch' Grunder-Sammlung
A. Bosma, Niederlande: Grunder Bodenfräse aus der Vorkriegszeit. Der gleichen Motor, aber moderneres Getriebe und Lenkholme.
Siehe auch meiner Bilder-Seite.
|