Die Geschichten von Konrad von Meyenburg, seine Firma Motorkultur AG, und von der schweizerische Firmen Universal-Landbau-Motor AG, A. Grunder & Co. und SIMAR SA sind ausführlich beschrieben worden in der Bücherreihe Schweizer Traktorenbau. Diese von die Autoren Manuel Gemperle, Walter Hungerbühler und Hermann Wyss zusammengestellte Ausgaben sind erhältlich bei:
Traktorenbau Buchvertrieb
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Konrad Victor von Meyenburg-Martin wurde 1870 in Dresden, Deutschland, geboren, er wuchs jedoch in der Schweiz auf und erhielt dort seine Ausbildung. Noch während seiner Schulzeit rüstete Konrad auf Meyenburg sein Fahrrad mit einer kleinen Dampfmaschine aus. Später studierte er an der ETH (Elektrotechnische Hochschule) zum Maschinenbauingenieur. Auf der Weltausstellung 1893 in Chicago lernte er erstmals amerikanische Techniker kennen. Er arbeitete einige Zeit in Boston (USA), später bei Escher-Wyss in Zürich.
Das Bild zeigt den Techniker Max Bloch (links) und den Erfinder Konrad von Meyenburg bei der Beobachtung der Ergebnisse eines Versuchsgrubbers von 1912, während Mitarbeiter August Grunder misst die Arbeitstiefe.
Zu dieser Zeit lernte er Gottlieb König kennen, der an seiner „Maschine zur pfluglosen Bodenbearbeitung“ arbeitete. Die Maschine bestand aus einem rotierenden Zylinder mit daran befestigten Langhäckslern, die den Boden lockern sollten. Gemeinsam entwickelten sie das „König Landautomobil“ bis zur praktischen Nutzung. Konrad von Meyenburg war jedoch der Ansicht, dass es mit den Schwinghäckselrn von König mehrere Probleme gab. In intensiven Studien entwickelte er gefederte Zinken aus 5 mm starkem Stahldraht. Diese elastischen Werkzeuge führten zu einer guten krümeligen Bodenstruktur und konnten Hindernisse (Steine, Baumwurzeln) unbeschadet umgehen. Niemand konnte Von Meyenburg sagen, welches die optimale Krümelstruktur des Bodens sei. Er führte Gespräche mit wissenschaftlichen und praktischen Agrarinstituten in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, England und den USA sowie mit den russischen Instituten in Petersburg und Moskau, um genaue Angaben zur optimalen Bodenstruktur zu erhalten.
1909 patentierte er die Federzinken. Beim jungen August Grunder konnte er Interesse für seine Ideen wecken und gemeinsam unternahmen sie intensive Tests, um die optimale Form für den zu finden Zinken. Gleichzeitig begannen sie mit dem Bau eines Ackerschleppers, der 1910 unter dem Namen „Motorwagen für landwirtschaftliche Arbeiten“ patentiert wurde. Sowohl der Traktor als auch die verschiedenen Formen der Federzinken wurden in einem verlassenen Gebäude in Zürich, Schweiz, hergestellt. Im August 1910 wurde der Traktor bei Feldvorführungen (siehe Bild) der in- und ausländischen Öffentlichkeit gezeigt. Dies führte zu ausführlichen Beschreibungen in Agrarzeitschriften.
Am 8. Februar 1911 wurde die „Patentverwertungsgesellschaft Motorkultur AG“ mit Sitz an der Dornacherstrasse 160 in Basel gegründet. Zweck des Unternehmens war „die Vervollkommnung und Verwertung der Erfindungen Von Meyenburgs, insbesondere seiner Landmaschinen mit rotierenden elastischen Bodenbearbeitungswerkzeugen“. Neben Konrad von Meyenburg und August Grunder wurde dieses Unternehmen von mehreren anderen Technikern und Finanziers geleitet.
August Grunder konstruierte 1911 in Basel den zweiten Prototyp eines Frästraktors (siehe Bild). Der 1320 kg schwere Traktor wurde von einem 2-Zylinder-Grey-Motor angetrieben, der bei Betrieb mit Benzin oder Petroleum 10–12 PS leistete. Der Traktor hatte 5 Gänge, die von 0,5 bis 6 km/h reichten, und sein Lenksystem ermöglichte das Drehen um eines der Hinterräder, was einen Wenderadius von 2 m ermöglichte. Die Noppen an den Hinterrädern wurden benötigt, um die Sämaschine hinter die Bodenfräse zu ziehen.
Daraufhin wurden verschiedene Testmodelle konstruiert:
Dieser Prototyp aus dem Jahr 1912 wog 2000 kg und wurde von einem wassergekühlten Benzinmotor mit 25 PS und 3 Zylindern angetrieben. Das verstärkte Dreigang-Getriebe ermöglichte Geschwindigkeiten zwischen 1,2 und 6 km/h. Dieses Modell war die Grundlage für die Siemens Gutsfräse. Beachten Sie, dass sich derselbe Traktor auf meiner Seite mit Siemens-Frästraktoren befindet, nur dass die Schweizer Erfinder beiseitegetreten oder wegretuschiert sind.
Dieser Prototyp aus dem Jahr 1912 verfügte über einen Vorderradantrieb, es wurde jedoch nur einer hergestellt, da die Tests erfolglos blieben.
Prototyp von 1913, angetrieben von einem 4-Zylinder-Ballot-Motor.
Diese leichtere und verbesserte Version des Prototypmodells von 1913 wurde auf der DLG-Ausstellung 1913 in Straßburg (heute Frankreich) gezeigt und vorgeführt. Es hatte einen 10 PS starken Zweizylinder-Grey-Motor (USA).
Das Modell von 1914 war mit einer verbesserten Bodenfräse sowie einem 4-Zylinder-Petroleummotor mit einer Leistung von 30 PS bei 800 U/min ausgestattet. Der Traktor hatte 4 Gänge. Die Antriebsräder hatten wie bei den Vorgängern einen Durchmesser von 150 cm und eine Breite von 15 cm. Die Vorderräder hatten einen Durchmesser von 60 cm und eine Breite von 10 cm.
Dieser kleinere, andere Prototyp aus dem Jahr 1914 war der ersten Bodenfräse mit Zentralantrieb und wurde speziell für kleinere Landwirte und Gemüsegärtner entwickelt. Das Vorderrad war gefedert, wurde aber direkt gelenkt, ohne Lenkrad oder Gangschaltung. Von Meyenburg beschreibt die großen Schwierigkeiten, die beim Testen dieser kleinen Maschine aufgetreten sind: „Der Grubber hat im Ruchfeld (nahe Basel) viel gute Arbeit geleistet. Allerdings ist es uns nicht gelungen, die Lebensdauer des Schneckenradantriebs zu verlängern, trotz die Verwendung von Torpedobronze und Brechstiften. Das von Maag empfohlene Stahlschneckenrad war innerhalb weniger Arbeitsstunden abgenutzt."
Die Prototypenmodelle von 1912–1914 wurden auf langen Demonstrationstouren nach Deutschland, Frankreich, England und in die USA mitgenommen. Infolgedessen erhielten mehrere Unternehmen eine Herstellungslizenz. Bedenken Sie, dass die Motorkultur AG selbst nie die Absicht hatte, selbst Maschinen kommerziell herzustellen und zu verkaufen. Die Siemens-Schuckert-Werke GmbH in Siemensstadt bei Berlin baute 1912 unter der Leitung von Konrad von Meyenburg und Professor Holldack ihren ersten Frästraktoren. Siemens kaufte die Patentrechte für Deutschland, Österreich, Skandinavien und die Balkanländer. Da Siemens ein elektrotechnisches Unternehmen ist, wurden auch elektrobetriebene Modelle hergestellt und getestet. Von Meyenburgs Erfindung wurde auch von Allis-Chalmers (USA), SOMUA (Frankreich)übernommen.
Der Nachteil aller großen Frästraktoren war ihr hohes Gewicht. Auch ihr hoher Preis trug dazu bei, dass sie schnell von den Feldern verschwanden. Außerdem war der universellere Ackerschlepper auf dem Vormarsch. Später hatten die leichteren und kleineren zweirädrigen Bodenfräsen weitaus mehr Erfolg, da sie den Idealen Konrad von Meyenburgs, „die Felder ohne Beschädigung der Spur zu bearbeiten“ und „den Einsatz von Rädern auf dem Feld zu minimieren“, viel besser entsprachen. Diese Maschinen, zuerst gebaut von August Grunder, später auch von SIMAR, SOMUA, Siemens-Schuckert (später Bungartz) wurden nach den Prinzipien von Von Meyenburg hergestellt.
Konrad von Meyenburg war sehr auf die korrekte Krümelstruktur des Bodens bedacht und verbrachte zu diesem Zweck viel Zeit auf dem Gut Gieshof, dem 500 ha großen Siemens-Testfeld in der Nähe Neubarnim im Oderbruch, zusammen mit Professor Holldack. In intensiver weltweiter Zusammenarbeit versuchte er, optimale Bodenbedingungen zu finden. Die Testergebnisse zeigten, dass durch die richtige Bodenvorbereitung Sauerstoff und Stickstoff in den Boden gelangen und das gebildete CO2, das die Pflanzen benötigen, zu einer besseren Ernte beiträgt. In über 350 Publikationen verbreitete von Meyenburg seine Ideen und Theorien und versuchte mit Reden in Amiens, Paris, Kiel, Basel, Lüttich und Berlin das Interesse seines Publikums zu wecken.
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| Optimale Bodenkrümelung |
Sehr frühe Zinkenform, aus 5 mm Stahldraht |
Spätere und endgültige Form der Zinken |
Am 15. Oktober 1936 erhielt Konrad von Meyenburg das deutsche Patent Nr. 713956. Es handelte sich um einer kleinen Bodenfräse ohne Antriebsräder, bei dem der Motor über dem Fräswerk angebracht war, um eine optimale Balance zu gewährleisten und um zu verhindern, dass sich die Fräse während der Arbeit aus dem Boden drückt. Räder konnten an der Fräswalze angebracht werden, um den Transport zu erleichtern, sogar ein kleiner Anhänger konnte gezogen werden und optional konnte eine Riemenscheibe angebracht werden, um Maschinen anzutreiben. Ich erinnere mich, dass die Firma Solo Motorhacken wie diese herstellte, aber ich weiß nicht, ob sie auf dem Von-Meyenburg-Patent basierten.
Konrad von Meyenburg hatte eine Landwirtschaft im Sinn, die in der Lage war, die Menschheit zu ernähren und so den Hunger zu überwinden. Seine letzte Botschaft war: „Behandeln wir den Boden richtig?“ Für seine unermüdlichen Forschungen und Zwecke wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des deutschen Max-Eyth-Instituts verliehen. Ab 1936 befand sich die Patentverwertungsgesellschaft Motorkultur AG allein im Besitz von Konrad von Meyenburg und seinen Söhnen Erik und Harald, bis Konrad von Meyenburg im Jahr 1952 verstarb. Das Unternehmen wurde am 10. Juli 1958 aufgelöst.
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